Wärmebildkameras im Feuerwehrdienst
Wärmebildkameras dienen der Feuerwehr als wertvolle Werkzeuge zur Orientierung, wenn Feuer, Rauch und Dunkelheit das Vorwärtskommen der Einsatzkräfte erschweren. Sie sind aus vielen Feuerwehren nicht mehr wegzudenken. Diese Geräte wandeln die Wärmestrahlung, welche Personen und Objekte abgeben, in ein sichtbares Bild um. Es lassen sich bei einem Gebäudebrand nicht nur vermisste Bewohner suchen, sie kann auch den im Innenangriff eingesetzten Atemtrupps Gesundheit und Leben erhalten. Bis vor wenigen Jahren sprachen die sehr hohen Kosten bei der Beschaffung noch gegen eine solche Ausrüstung der Wehr. Mittlerweile sind die Modelle moderner und preisgünstiger
geworden. Allerdings gibt es in Deutschland noch keine einheitliche Norm für Wärmebildkameras. Es gibt verschiedene Hersteller, die sich in Ausrüstung, Gewicht, Größe und Handhabung unterscheiden. So können sich die Feuerwehren das Gerät aussuchen, welches am besten zu ihrem jeweiligen Einsatzspektrum passt.
Heute geht man davon aus, dass jeder Trupp im Innenangriff mit einem solchen Gerät ausgestattet sein sollte. Die Einsatzkräfte können Hindernisses und Gefahrenstellen wie Treppen schneller erkennen, sich sicherer fortbewegen, das Gerät bei der Personensuche einsetzen, einen Brand lokalisieren und schneller und sicherer wieder aus dem Objekt herauskommen.
Wie funktioniert eine Wärmebildkamera?
Normales, für das menschliche Auge sichtbares Licht durchdringt Rauch nur sehr schlecht. Unsichtbare, langwellige Infrarotstrahlen (Wärmestrahlung) können hingegen wesentlich besser durch Qualm hindurch wandern. Jeder Körper, dessen
Temperatur oberhalb des absoluten Nullpunktes von etwa -273° C liegt, gibt eine solche Infrarotstrahlung ab. Diese Eigenschaft lässt sich mit Wärmebildkameras nutzbar machen – sie wandeln elektronische Signale um und machen diese für das ,menschliche Auge sichtbar.
Anwendungsmöglichkeiten von Wärmebildkameras:
Lagebeurteilung- eine WBK erkennt sehr geringe Temperaturunterschiede (ab 0.05° C). Dadurch können Feuerwehrleute schon von außerhalb des Gebäudes Dinge und Gefahrenpotentiale erkennen, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben. So kann man die Hitzestrahlung sehen, die ein Brand aus dem Inneren eines Gebäudes nach außen geleitet hat. Oder man kann an den Fenstern erkennen, dass es im Inneren sehr heiß ist und in welchem Gebäudeteil der Brandherd zu suchen ist. Somit kann sich der Angriffstrupp ein konkretes Bild machen und seine Vorgehensweise darauf abstimmen.
Brandbekämpfung- bei der Brandbekämpfung wird die Kamera in erster Linie eingesetzt um den Brandherd schneller zu finden und um sich im Raum besser orientieren zu können. Was bisher nur im „Blindflug“ durch Ertasten möglich war wird nun in kürzester Zeit meistens auf den ersten Blick erledigt. Man kann sogar die Hitzestrahlung im Deckenbereich der einzelnen Räume sehr gut erkennen. Ebenso können die Einsatzkräfte mit Hilfe der Kameras die Wirkung des Wasserstrahles beobachten und besser steuern. Wenn sich heiße Flächen, die auf dem Bildschirm hell dargestellt werden, in dunkle Schatten verwandeln, hat der Wasserstrahl den beabsichtigten Kühleffekt erzielt. So kann man genau sehen, ob der beabsichtigte Löscheffekt erzielt wurde oder nicht. Dies führt durch die geringere Wassermenge zu einer deutlichen Begrenzung der Schäden, die bei Löscheinsätzen entstehen. Bei Zwischendeckenbränden, welche von außen nicht sichtbar sind, leistet die WBK wertvolle Dienste sowohl was die Zeitersparnis betrifft, als auch die Sicherheit, dass der Einsatz erfolgreich war.
Personensuche - Eine Wärmebildkamera verbessert und erleichtert das Vorgehen der Feuerwehren im Bereich der Suche und Rettung von Personen. Die Überlebenschancen für diese Opfer werden enorm verbessert, da sie viel schneller aufgefunden werden können, als das früher durch Ertasten auf dem Boden möglich war. Diese Zeitersparnis reduziert sich um bis zu 75%.
Brandwache – Bei der Brandwache verwenden die Feuerwehrkameraden die Kamera für die systematische Suche nach Glutnestern. Mit der Wärmebildkamera kann man nicht durch Wände „sehen“. Somit findet man Glutnester nur hinter Oberflächen, die genügend Hitze des brennenden Materials nach außen durchlassen. Meistens ist die Hitzestrahlung stark genug, um hinter Wandverkleidungen oder Zwischendecken Glutnester zu finden.
Gefahrgutstoffe – WBKS sind sehr hilfreich bei der Erkennung von Flüssigkeitsbränden in unterschiedlichen Behältern. Chemikalien, die auf dem Wasser schwimmen, können mit einer WBK entdeckt werden und bis zur Einlassstelle zurückverfolgt werden.
Diese Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten von WBKS hat dazu geführt, dass diese Geräte in kurzer Zeit eine hohe Akzeptanz bei den Feuerwehren weltweit gefunden haben.
Die Kameras haben allerdings auch ihre Grenzen. So lassen sich mit den Strahlen keine festen Gegenstände durchdringen. Was z.B. hinter einem umgestürzten Schrank liegt, ist mit diesen Kameras nicht zu erkennen. Auch glatte Oberflächen wie Glas reflektieren die Wärmestrahlung.
Zur Geschichte:
1960 wurden die ersten Wärmebildkameras in den USA für militärische Zwecke entwickelt. Die Feuerwehren stellten in den frühen 1980 er Jahren solche Kameras für Brände auf Schiffen in ihren Dienst. Bei europäischen Feuerwehren fanden die Kameras nach der „Interschutz“ (Feuerwehrfachmesse) 1994 größere Verbreitung.
Gegen Ende der 1990 er Jahre wurde das Angebot immer vielfältiger und das Preis – Leistungsverhältnis verbesserte sich immer mehr, so dass diese auch für auch kleinere Feuerwehren attraktiv wurden.
Quelle: rescue – tec, Firma „Dräger“
Hans – Henning Hempel
Pressesprecher Feuerwehr